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begriffe:typus

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typus [2013/08/01 19:15] – [Typus] heynetypus [2013/08/01 19:21] – [B. Sekundärmaterial] heyne
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   * **Allgemein:** Umgangssprachlicher Gebrauch zur Bezeichnung von Menschen- und Tierarten. Auch personal im Sinne von 'eigenartiger, bizarrer Mensch', bzw.: Männer bzw. Frauentyp (als Klassifizierung), sowie umgangssprachlich in der Redewendung: 'Er oder sie ist nicht mein Typ' gebraucht.   * **Allgemein:** Umgangssprachlicher Gebrauch zur Bezeichnung von Menschen- und Tierarten. Auch personal im Sinne von 'eigenartiger, bizarrer Mensch', bzw.: Männer bzw. Frauentyp (als Klassifizierung), sowie umgangssprachlich in der Redewendung: 'Er oder sie ist nicht mein Typ' gebraucht.
-  * **Technik:** Fachbegriff der Drucktechnik (Drucktypen, Typographie) (Model). +  * **Technik:** Fachbegriff der Drucktechnik (Drucktypen, Typographie). 
-  * **Numismatik:** Verwendet in Bezug auf die Einprägung, eingeprägte Figur einer Münze oder Medaillie.+  * **Numismatik:** Verwendet in Bezug auf die Einprägung, eingeprägte Figur einer Münze oder Medaille.
   * **Philosophie:** Fachbegriff in der Philosophie.   * **Philosophie:** Fachbegriff in der Philosophie.
   * **Ökonomie:** Im Handel in Bezug auf Serienprodukte verwendet.   * **Ökonomie:** Im Handel in Bezug auf Serienprodukte verwendet.
-  * **Kunst:** Gebräuchlich im Sinne von 'autoritativem Model, Norm'. Auch gebraucht zur Bezeichnung verschiedener Kunstgattungen (Malerei, Bildhauere, Literatur).+  * **Kunst:** Gebräuchlich im Sinne von 'autoritativem Modell, Norm'. Auch gebraucht zur Bezeichnung verschiedener Kunstgattungen (Malerei, Bildhauerei, Literatur).
  
 **Typus:** **Typus:**
  
-  * **Biologie:** Begriff der biologischen Nomenklatur/ Taxonomie.+  * **Biologie:** Begriff der biologischen Nomenklatur/Taxonomie.
   * **Literatur:** Bestimmte unveränderliche Charaktere mit feststehenden Merkmalen, die besonders im Drama in ihrer Art festgelegt sind und in verschiedenen Stücken in gleicher Weise wiederkehren.    * **Literatur:** Bestimmte unveränderliche Charaktere mit feststehenden Merkmalen, die besonders im Drama in ihrer Art festgelegt sind und in verschiedenen Stücken in gleicher Weise wiederkehren. 
  
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   * Schlenstedt, Dieter: (Art.) Typisch/Typus, in: Ästhetische Grundbegriffe, Bd. 7. Stuttgart; Weimar, 2005, S. 191-247.   * Schlenstedt, Dieter: (Art.) Typisch/Typus, in: Ästhetische Grundbegriffe, Bd. 7. Stuttgart; Weimar, 2005, S. 191-247.
  
-  * Strenge, B., Lessing, H.-U.: (Art.) Typos/Typologie, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. v. J. Ritter u. K. Gründer. Bd. 10, Basel, 1998, Sp. 1587 - 1607.+  * Strenge, B., Lessing, H.-U.: (Art.) Typos/Typologie, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. v. J. Ritter u. K. Gründer. Bd. 10, Basel, 1998, Sp. 1587-1607. [[redaktion:typus|Inhaltsangabe]]
  
-|**Inhalt**: In der Antike wird der Begriff in verschiedener Bedeutung v.a. im handwerklich-künstlerischen Bereich gebraucht, wo er (im weitesten Sinn) die 'prägende Form' bezeichnet. Über die lateinische Entlehung (Typus) wird der Begriff ins Mittelalter, die Frühe Neuzeit und Neuzeit vermittelt, wo er in der Theologie, der Rhetorik (als 'mustergültiges Schema'), später in der Naturphilosophie des 18. Jhs. in verschiedensten Zusammenhängen, als Grundgestalt, als taxonomischer Begriff zur Differenzierung von 'Arten' oder zur Differenzierung von sozialen, psychologischen und nationalen Charakteren gebraucht wird.\\ Während sich Typus in der Antike zum Teil auf die Wahrnehmung (das Eindrücken von Wahrnehmungen) bezieht, wird der Begriff v.a. in der christlich-religiösen Tradition bedeutsam. Hier wird er in das System der 'allegoria' eingebunden. Die Reformation bringt ein verändertes Bewusstsein gegenüber der Verbindung von Allegorie und Typus. Im 17. Jhd. erfolgt dann die Trennung des allegorischen, verborgenen vom 'tatsächlichen' Schriftsinn, letzerer wird als 'typus' bezeichnet. Das Problem der Typologie bleibt aber bis ins 20. Jhd. hinein in der Theologie virulent.\\ Parallel zur theologischen Debatte gewinnt der Begriff seit dem 18. Jhd. in den Naturwissenschaften und in der Philosophie Bedeutung. Den Auftakt bildet die vergleichende Naturgeschichte der Tiere von G. Buffon (Idee des Grundbauplans). Vielfach findet der Begriff in Zusammenhang mit der Suche nach den Urformen des Organischen (Urtier; Urpflanze) Verwendung (so bei Goethe). In der Philosophie des 18. und 19. Jhs. erlangt der Begriff in der Naturphilosophie, der praktischen Philosophie und der Ästhetik Bedeutung.\\ Nachfolgend erörtert der Artikel den Begriff in der philosophischen Logik seit der Mitte des 19. Jhs., sowie in Bezug auf die Psychologie.\\ Eigens aufgeführt wird die Verwendung des Begriffes bei W. Dilthey, bei dem Typus zwei grundlegende (sich bei ihm teils überschneidende) Bedeutungen annimmt, die ein für die Philosophie der Geisteswissenschaften bedeutsames Gegensatzpaar bilden: 1. Im ästhetisch-poetologischen, 'hermeneutischen' Kontext meint Typus den Ausdruck eines Wesenhaften, Charakteristischen, Bedeutsamen. 2. Erscheint ein 'durch die organische Naturanschauung inspirierter Typus-Begriff, in dem Typus eine durch vergleichende, d.h 'morphologische', also quasi-naturwissenschaftliche Analyse gewonnene Grundgestalt der Philosophie, Religion oder Dichtung' meint. Der Dilthey'sche Typusbegriff wird in der Folge merhfach übernommen und vielfach diskutiert (so z.B. bei H. Nohl, der versucht Diltheys Weltanschuungstypologie auf Dichtung, Malerei und Musik zu übertragen).\\ In der Philosophie des 19. und 20. Jhs. bleibt die Diskussion um den Typus-Begriff z.B. bei G. Simmel, H. Vaihinger, M. Scheler, Karl Jaspers und in der hermeneutischen Theorie virulent.\\ Ferner findet der Typusbegriff im 19. und 20. Jhd. in den Geschichts- und Sozialwissenschaften Verwendung. Max Webers Konzept des 'Idealtypus' ist für die weitere Theorieentwicklung von herausragender Bedeutung. Dieser meint ein "Gednakenbild, welches nicht die historische Wirklichkeit oder gar die 'eigentliche' Wirklichkeit ist, welches noch viel weniger dazu da ist, als ein Schema zu dienen, in welches die Wirklichkeit als Exemplar eingeordnet werden sollte, sondern welches die Bedeutung eines rein idealen Grenzbegriffes hat, an welchem die Wirklichkeit zur Verdeutlichung bestimmter bedeutsamer Bestandteile ihres empirischen Gehaltes gemessen, mit dem sie verglichen wird."\\ Abschließend wird die Verwendung des Begriffes in der Psychologie und Psychiatrie thematisiert, wo zahlreiche Typus-Begriffe und Typologisierungsansätze z.B. in Bezug auf die Grundformen des menschlichen Körperbaus, seines Charakters und der verschiedenen Einzelphänomene des Seelischen Lebens kursieren. Dabei werden Typus-Konzeptionen z.B. in der differentiellen Psychologie und der Konstitutionstypologie bedeutsam. Ferner werden von C. G. Jung, E. R. Jaensch und G. Pfahler charakterologische Typologien und besonders in der Ganzheitspsychologie Typologien von Wahrnehmung und Auffassung vorgelegt.\\ Jüngster Literaturhinweis 1997.| +  * Toepfer, Georg: (Art.) Typus, in: Historisches Wörterbuch der Biologie. Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe, Stuttgart und Weimar2009 ff. 
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-  * Toepfer, Georg: (Art.) Typus, in: Historisches Wörterbuch der Biologie. Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe, Stuttgart und Weimar 2009 ff. (im Druck)+
  
 Siehe auch: Siehe auch:
  
-  * Helmer, K: (Art.) Vorbild, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg.v. J. Ritter u. K. Gründer. Bd. 11, Basel/Stuttgart, 2001, Sp. 1184 - 1186.+  * Helmer, K: (Art.) Vorbild, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg.v. J. Ritter u. K. Gründer. Bd. 11, Basel/Stuttgart, 2001, Sp. 1184-1186.
  
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begriffe/typus.txt · Zuletzt geändert: 2017/11/16 15:08 von claus