begriffe:willkuerlich
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Inhaltsverzeichnis
willkürlich
Auch: unnwillkürlich
lat./mhd. | arbitrium (Willkür)/ willekür (Willkür) | Synonyme | Despotismus/ Diktat | |
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engl | arbitrary /automatic; mechanical | Gegenbegriffe | ||
franz. | arbitraire/ instinctif | Unterbegriffe | ||
Wortfeld |
Disziplinäre Begriffe
Arbitraire (franz.):
- Politik: Gebraucht im Sinne von Willkür (in Bezug auf Herrschaft und Despotismus).
- Mathematik: Fachbegriff der Mathematik (quantité arbitraire).
- Psychologie/ Soziologie: In den Humanwissenschaften im Allgemeinen in der Bedeutung 'nicht motiviert, frei'.
- Linguistik: Nach F. de Saussure speziell in der Linguistik für die Beziehung zwischen Lautbild und Vorstellung eines sprachlichen Zeichens (Vgl.: Signifikant u. Signifikat).
Willkür:
- Allgemein: Freiwillig nach Gutdünken vorgehend, eigenmächtig.
- Rechtswesen: Willkürverbot: Verbot ohne angemessenen Grund Gleiches ungleich und Ungleiches gleich zu behandeln.
- Physiologie/ Medizin: Die Fähigkeit, Körperfunktionen bewusst zu steuern.
Material
A. Primärmaterial
1748 | Zedler, Johann Heinrich: (Art.) Willkühr, in: Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 57, S. 147-148. |
B. Sekundärmaterial
Begriffsgeschichtliche Arbeiten
- Red.: (Art.) Willkür, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. v. J. Ritter, K. Gründer u. G. Gabriel. Bd. 12, Basel, 2004, Sp. 809 - 811.
Inhalt: In der griechischen Philosophie kommt es nicht zu einer terminologischen Fixierung eines handlungstheoretischen oder politischen Willkür-Begriffes. Im Deutschen ist der Begriff nicht vor dem 12. Jhd. belegt. Er macht einen Prozess der Negativierung durch der im 18. Jhd. abgeschlossen ist. Willkür meint nun das "gesetzlos-individuelle, prinzipienlose unmethodische Wollen und Handeln". Das Adjektiv willkürlich hingegen behält eine Doppelbedeutung, die auch im Sinne von 'freier Wahl' gebraucht wird. In der Aufklärung wird der Begriff vielfach in Bezug auf die Willensfreiheit diskutiert (besonders bei Kant). Eine bedeutende Wendung erfährt der Begriff in der Interpretation von Hegel. Die Willkür ist hier "statt der Wille in der Wahrheit zu seyn, vielmehr der Wille als Widerspruch". Abschließend wird die Bedeutung des Begriffes bei Schopenhauer erläutert, der auf eine strikte Unterscheidung von Wille und Willkür hinarbeitet. Jüngster Literaturhinweis 1996. |
- Osmos, Pierre: (Art.) Willkür/ Freie Willkür, in: Vocabulaire Européen des Philosophies – Dictionnaire des Intraduisibles. Hg. v. Barbara Cassin. Tours, 2004, S. 1405-1411.
- Risos, Antonios: Der Reflex. Sprachkritische Bemerkungen zur Geschichte der Unterteilung der Bewegungsvorgänge in Willkürliche und Unwillkürliche. In: Archiv für Begriffsgeschichte 32 (1989) S. 170-180.
Siehe auch:
- Schwarz, W.: (Art.) Arbiträr (Saussure), in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg.v. J. Ritter. Bd. 1, Basel/Stuttgart, 1971, Sp. 491 - 493.
Sonstige Literatur
- Lüssi, Walter: Hegels Begriff der Willkür und die Irrationalität des praktischen Gefühls. Basel, 1973. (Sonderabdr. aus: Studia philosophica, 33 (1973) S. 112-156)
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