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begriffe:verhalten

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Verhalten


ahd./ mhd. firhaltan/ verhalten engl. attitude
franz. attitude Gegenbegriffe
WortfeldBenehmen, Gebaren, Handlungsweise, Einstellung

Disziplinäre Begriffe

  • Allgemein: Willensgesteuerte Lebensäußerung eines Menschen. (Adjektivisch: verhalten, festhalten, zuhalten, zurückhalten, betragen, verschlossen halten, versperren, zurückhalten, verbergen).
  • Soziologie/ Psychologie: Begriff des 'Sozialverhaltens' zur Bezeichnung von Verhaltensweisen von Menschen und Tieren in sozialen Gruppen.
  • Biologie: Messbare Aktivitäten und körperliche Reaktionen bei Menschen und Tieren (Verhaltensbiologie).

Material

A. Primärmaterial

1746Zedler, Johann Heinrich: (Art.) Verhalten, in: Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 47, S. 414-415.

B. Sekundärmaterial

Begriffsgeschichtliche Arbeiten

  • Graumann, C. F./Hühn, H./Jantschek, Th.: (Art.) Verhalten, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. v. J. Ritter, K. Gründer u. G. Gabriel. Bd. 11, Basel, 2001, Sp. 680 - 689.
Inhalt: Eingangs wird auf die zentrale Bedeutung und weite Verbreitung des Begriffes in der Moderne aufmerksam gemacht. Insbeosondere in der Biologie und dem Teilbereich der Verhaltensforschung, ebenso aber in der Psychologie und der Philosophie (wo der Begriff dem Wortfeld 'Ethos'; 'Habitus'; 'Gewohnheit'; 'Haltung'; angehört) ist der Begriff weit verbreitet.
Zunächst in einer ethisch-moralischen Dimension im 17. Jahrhundert, wird der Begriff noch bei Kant im wesentlichen auf den Menschen bezogen. Im Lauf des 18. Jhs. bürgert sich die allgemeinerer Bedeutung der 'Aktivität' von Lebewesen ein.
In der Zoologie ist der Begriff v.a. in der Tierpsychologie um 1900 in Gebrauch. Auf dem allgemeinen Verhaltensbegriff der Tierpsychologie bauen moderne Verhaltenstheorien teilweise auf. Verhalten bezieht sich hier auf unterschiedlichste Objekte, von Zellen bis hin zu Gesellschaftssystemen. Im anglo-amerikanischen Raum bildet sich als Spezialwissenschaft der Behaviorismus heraus. In Europa untersucht I. P. Pawlow Verhalten auf evolutionsbiologischer Grundlage. In der Nachfolge ist besonders Konrad Lorenz, der die Vernachlässigung von angeborenem Verhalten im Behaviorismus kritisiert, bedeutsam. Ein wichtiges Teilgebiet der Verhaltensforschung ist die Humanethnologie.
Im 20. Jhd. entfaltet sich zahlreiche Einzelwissenschaften die sich mit dem Verhalten befassen. So, in Konkurrenz zur Psychoanalyse, die Verhaltenstherapie, die auf der behavioristischen Lerntheorie aufbaut. Aber auch die Verhaltensphysiologie, die Verhaltensgenetik und zahlreiche weitere Einzelwissenschaften beschäftigen sich mit dem Verhalten. In der neueren Phänomenologie ist v.a. M. Merleau Ponty von Bedeutung. Die phänomenologische Psychologie definiert Verhalten (erneut in Kritik am Behaviorismus Watson'scher Prägung) lediglich als "ein Kürzel für die Struktur des Sich-zu-etwas-in-einer-bestimmten-Hinsicht-Verhaltens", das einer intentionalen und perspektivischen Beschreibung bedarf.
Ausführlich wird im folgenden die Bedeutung von Verhalten in der analytischen Philosophie behandelt, die auf dem Behaviorismus aufbaut (Wittgenstin lehnt diesen aber ebenso ab, wie die jüngere analytische Philosophie des Geistes). Ferner wird Der Begriff im Gebrauch der analytischen Handlungstheorien, in denen v.a. die Abgrenzung der Begriffe des Verhaltens und des Handelns von Bedeutung sind vorgestellt.
Jüngster Literaturhinweis 1996.
  • Toepfer, Georg: (Art.) Verhalten, in: Historisches Wörterbuch der Biologie. Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe, Stuttgart und Weimar 2009 ff. (im Druck)

Siehe auch:

  • Bergius, R.: (Art.) Behaviorismus, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. v. J. Ritter u. K. Gründer. Bd. 1, Basel/Stuttgart, 1971, Sp. 817 - 818.

Sonstige Literatur


Kategorien:
begriffe/verhalten.1360947273.txt.gz · Zuletzt geändert: 2015/12/15 14:37 (Externe Bearbeitung)