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begriffe:prozess

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Prozess


lat. processus engl. process, case
franz. procès Gegenbegriffe
WortfeldReformprozess, Mordprozess, usw.

Disziplinäre Begriffe

  • Allgemein: Gebraucht im Sinne von 'sukzessive Entwicklung, Fortschritt' (diese Verwendung folgt der ursprünglichen lateinischen Verwendung)
  • Medizin (Anatomie): Fachbegriff der Anatomie.
  • Rechtswesen: Rechtlich geordneter, von Lage zu Lage sich entwickelnder Vorgang, zur Gewinnung einer richterlichen Entscheidung über ein behauptetes materielles Rechtsverhältnis.

Material

A. Primärmaterial

1741Zedler, Johann Heinrich: (Art.) Proceß, Gerichtlicher Proceß, Gerichts-Brauch, Gerichts-Gang, in: Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 29, S. 343-363.

B. Sekundärmaterial

Begriffsgeschichtliche Arbeiten

  • Röttgers, K., Beckmann, J. P., Janzarik, W.: (Art.) Prozeß, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. v. J. Ritter u. K. Gründer. Bd. 7, Basel, 1989, Sp. 1543 - 1562.
Inhalt: Ausgehend vom Prozessbegriff in der Jurisprudenz, der klassischen Logik, der Natur- und Geschichtsphilosophie und Psychiatrie, behandelt der ausführliche Artikel den Prozessbegriff in A. N. Whiteheads Denken, wo der Begriff eine 'Fundamentalkategorie' darstellt.
In der Jurisprudenz entwickelte sich der Begriff offenbar abrupt im frühen 14. Jhd. Nachdem der Prozessbegriff in der Neuzeit unter der Dominanz des Naturrechts weniger geläufig war, kommt es im 18. Jhd. erneut zu einer Konjunktur des Prozessbegriffes in dessen Folge sich rechtswissenschaftliche Prozesstheorien (Prozessualistik), der Kriminalprozess und der Strafprozess etablieren.
Der geschichtsphilosophische Prozessbegriff entwickelt sich nicht aus dem juristischen und logischen Prozessbegriff, sondern stammt aus der Alchemie und Chemie und wird von der Naturphilosophie und Romantik (Ritter; Schelling) vermittelt. Erstmals Tritt der Begriff des Prozesses der Geschichte, allerdings noch metaphorisch, bei Novalis auf. Bedeutend in Bezug auf die Geschichte wird der Prozessbegriff bei Hegel, dessen begriffliche Fassung im 19. Jhd. strak nachwirkt. Ab der Mitte des 19. Jhs. hat der Prozessbegriff zudem in den Naturwissenschaften (v.a in der Biologie, Physiologie und Psychologie) Konjunktur. P. Hartmann bildet daraufhin aus dem hegelianischen und dem naturwissenschaftlichen Prozessbegriff den Begriff vom Weltprozess aus, der 'das Insgesammt der Prozesse des Unbewussten' beschreiben soll und scharf von Nietzsche angegriffen wird.
A. N. Whitehead, dessen Prozessberiff eigens beschrieben wird, behandelt die Welt, vor dem Hintergrund der Einsteinschen und Planckschen Physik, als ein Prozess-Ganzes, wobei er das Sein der Dinge mit ihrem Werden in eins setzt ("the reality is the process"). Es gibt demnach nur werdende Dinge, womit Whitehead die Substanzonthologie durch das Prozessdenken ersetzt: 'Das Universum erscheint nicht als eine Ansammlung von Dingen, sondern als eine Menge von Wechselwirkungen' (Popper).
In der Psychiatrie wird der Prozessbegriff auf den Verlauf psychischer Erkrankungen angewandt.
Jüngster Literaturhinweis 1986.

Sonstige Literatur

  • Coing, Helmut: Zum juristischen Prozeßbegriff. Historische Prozesse. Hg. von K.-G. Faber u. Chr. Meier. München, 1978. S. 365-373.
  • Ford, Lewis S.: The Concept of ‚Process‘: From ‚Transition‘ to ‚Concrescence‘. In: Whitehead und der Prozessbegriff. Whitehead and the idea of Process. Beiträge zur Philosophie Alfred North Whiteheads auf dem ersten Internationalen Whitehead-Symposion 1981. Hg. von H. Holz und E. Wolf-Gazo. Freiburg-München, 1984. S. 73-101.
  • Scheibe, Erhard: Der naturwissenschaftliche Prozeßbegriff. Historische Prozesse. Hg. von K.-G. Faber u. Chr. Meier. München, 1978. S. 374-412.

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begriffe/prozess.1375106723.txt.gz · Zuletzt geändert: 2015/12/15 14:36 (Externe Bearbeitung)