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begriffe:prognose

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 === Begriffsgeschichtliche Arbeiten === === Begriffsgeschichtliche Arbeiten ===
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   * Willer, Stefan: (Art.) Prognostik, in: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Nachtragsband, 2011.   * Willer, Stefan: (Art.) Prognostik, in: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Nachtragsband, 2011.
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 === Sonstige Literatur === === Sonstige Literatur ===
-  * Egloff, Rainer/Folkers, Gerd/Michel, Matthias (Hg.)Archäologie der ZukunftZürich 2007 (Edition Collegium Helveticum 3). + 
-  * Ewald, FrançoisDer Vorsorgestaat, Frankfurt a.M. 1993 (Orig.: L’Etat Providence, Paris 1986). +  * Dimoia, John P.: Projecting the Future? The Shifting Boundaries of Postwar American Science. In: Historical Studies in the Natural Sciences 44/1 (2014), S. 90-98. 
-  * Hartmann, Heinrich/Vogel, Jakob (Hg)Zukunftswissen. Prognosen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft seit 1900, Frankfurt a.M. 2010. + 
-  * Hölscher, LucianDie Entdeckung der Zukunft, Frankfurt a.M. 1999. +  * Egloff, Rainer/Folkers, Gerd/Michel, Matthias (Hg.)Archäologie der ZukunftZürich2007 (Edition Collegium Helveticum 3). 
-  * Horn, Eva„Enden des Menschen. Globale Katastrophen als biopolitische Fantasie“, in: Sorg, Reto/Würffel, Stefan Bodo (Hg.), Utopie und Apokalypse in der ModerneMünchen 2010, S. --- + 
-  * Jouvenel, Bertrand deDie Kunst der VorausschauNeuwied/Berlin 1967 (Orig: L’Art de la ConjectureMonaco 1964). +  * Ewald, FrançoisDer Vorsorgestaat. Frankfurt am Main, 1993 (Orig.: L’Etat Providence, Paris 1986). 
-  * Kahn, Herman/Wiener, Anthony J.The Year 2000. A Framework for Speculation on the Next Thirty-Three YearsNew York1967+ 
-  * Koselleck, ReinhartVergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt a.M. 1989. +  * Hartmann, Heinrich/Vogel, Jakob (Hg)Zukunftswissen. Prognosen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft seit 1900. Frankfurt am Main, 2010. 
-  * Lefort, ClaudeFortdauer des Theologisch-Politischen?Wien 1999. + 
-  * Leggewie, Claus/Welzer, HaraldDas Ende der Welt, wie wir sie kannten. Klima, Zukunft und die Chancen der DemokratieFrankfurt am Main 2009. +  * Hölscher, LucianDie Entdeckung der Zukunft. Frankfurt am Main, 1999. 
-  * Maresch, Rudolf„Zeit für Utopien“, in: ders./Rötzer, Florian (Hg)., Renaissance der Utopie. Zukunftsfiguren des 21. JahrhundertsFrankfurt/Main 2004, S. 7-20. + 
-  * Merkur, Doppelheft: Zukunft denken – Nach den Utopien, 55, 2001.+  * Horn, Eva„Enden des Menschen. Globale Katastrophen als biopolitische Fantasie“, in: Sorg, Reto/Würffel, Stefan Bodo (Hg.), Utopie und Apokalypse in der ModerneMünchen2010, S. 101-118. [[http://germanistik.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/inst_germanistik/Wiss_Arbeiten/Horn/Enden_des_Menschen.pdf|Volltext]] 
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 +  * Jouvenel, Bertrand deDie Kunst der VorausschauNeuwied/Berlin1967 (Orig: L’Art de la ConjectureMonaco1964). 
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 +  * Krah, W.: Prognose und Rückkopplung. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 15, 1967, S. 785-791. 
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 +  * Kahn, Herman und Anthony J. Wiener: The Year 2000. A Framework for Speculation on the Next Thirty-Three YearsNew York, 1967. 
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 +  * Koselleck, ReinhartVergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten. Frankfurt am Main, 1989. 
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 +  * Lefort, ClaudeFortdauer des Theologisch-Politischen?Wien1999. 
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 +  * Leggewie, Claus/Welzer, HaraldDas Ende der Welt, wie wir sie kannten. Klima, Zukunft und die Chancen der DemokratieFrankfurt am Main2009. 
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 +  * Maresch, Rudolf„Zeit für Utopien“, in: ders./Rötzer, Florian (Hg)Renaissance der Utopie. Zukunftsfiguren des 21. JahrhundertsFrankfurt am Main2004, S. 7-20. 
   * Minois, Georges: Geschichte der Zukunft. Orakel, Prophezeiung, Utopien, Prognosen. Düsseldorf; Zürich, 1998.    * Minois, Georges: Geschichte der Zukunft. Orakel, Prophezeiung, Utopien, Prognosen. Düsseldorf; Zürich, 1998. 
-  * Moravec, Hans, Mind children. The Future of Robot and Human Intelligence, Cambridge, Mass. 1988. 
-  * Münkler, Herfried/Bohlender, Matthias/Meurer, Sabine (Hg.), Sicherheit und Risiko. Über den Umgang mit Gefahr im 21. Jahrhundert, Bielefeld 2010.  
-  * Pias, Claus (Hg.), Herman Kahn. Szenarien für den Kalten Krieg, erscheint 2011. 
-  * Popp, Reinhold/Schüll, Elmar (Hg.), Zukunftsforschung und Zukunftsgestaltung. Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Berlin 2009. 
-  * Seel, Martin, „Drei Regeln für Utopisten“, in: Merkur, Doppelheft: Zukunft denken – Nach den Utopien, 55, 2001, S. 747-755. 
-  * Uerz, Gereon, ÜberMorgen. Zukunftsvorstellungen als Elemente der gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit, München 2006. 
-  * Wambach, Manfred M. (Hg.), Der Mensch als Risiko, Frankfurt am Main 1983. 
-  * Welzer, Harald, Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird, Frankfurt am Main 2008. 
-  * Welzer, Harald/Soeffner, Hans-Georg, Giesecke, Dana (Hg.), KlimaKulturen. Soziale Wirklichkeiten im Klimawandel, Frankfurt am Main 2010. 
-  * Willer, Stefan / BühlerBenjamin: Projektentwurf 'Prognostik und Literatur' (MS. 2011) 
  
-|Zeitlich setzt das Forschungsprojekt mit den grundlegenden Veränderungen des Zukunftswissens in der frühen Neuzeit ein. Während bis in das 17. Jahrhundert die Voraussage Sache kirchlicher Institutionen wardie ihr Deutungsmonopol durch die rigide Verfolgung von Visionären und Wahrsagern aufrecht erhielten, setzt die Entstehung neuzeitlicher Wissenschaft die Kontingenz der Zukunft freiDamit werden Praktiken der Vorsehung oder eschatologische Deutungsmuster nicht abgelöst, aber ergänzt durch probabilistische AussageformenProminent hierfür ist die Entstehung der Wahrscheinlichkeitsrechnung im 17. Jahrhundert bei Pierre de Fermat oder Blaise Pascalderen politische Konsequenzen in den ersten Arbeiten zur Bevölkerungsentwicklung von John Graunt und William Petty deutlich werdenRelevant werden Prognosen auf statistischer Grundlage im 18. Jahrhundert vor allem in der Polizeywissenschaft und politischen Ökonomiewobei mit der Verpflichtung auf die Vorsorge des Staates die praktischen Konsequenzen von Zukunftswissen im Zentrum stehenDer entscheidende Wandel von Zukunftsmodellierungen vollzieht sich aber in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Nach Reinhart Koselleck bildet sich in der Sattelzeit zwischen 1750 und 1850 durch die zunehmende Differenz zwischen Erfahrungsraum und Erwartungshorizont ein neues Zeit- und Zukunftsbewusstsein aus. Die Korrespondenz von Vergangenheit und Zukunft – und damit die Möglichkeit der Überführung früherer Erfahrungen in kommende Erwartungendie für das christliche Mittelalter kennzeichnend war – bricht aufund Zukunft wird zu einem offenen Raum des Unbekannten. Eine weitere Epochenschwelle lässt sich um 1900 ansetzenin der sich futuristische Diskurse zu formieren beginnenDie Spannweite reicht von H.GWells’ Science-Fiction-Romanen über Marinettis Manifest des Futurismus bis zu Ernst Jüngers Modell der „organischen Konstruktion“, von sozialistischen Utopien eines Karl Marx oder August Bebel über Nietzsches Übermenschen bis zu Abhandlungen über die drohende Entartung des Menschen, von der Einführung der Sozialversicherung über Theodor Herzls Utopie eines jüdischen Staates bis Aldous Huxleys Dystopie Brave new worldMit der Entstehung der Futurologie nach 1945 setzt eine Phase der Verwissenschaftlichung der Prognostik einwobei die Futurologie ein Feld heterogener Forschungsansätze bildetSie wird zum Spielfeld für mathematische Rechenmodellestatistische Analysen und Computersimulationen, man erstellt mit der Szenario-Technik „Standardwelten“ und extrapoliert technologische, demographische und ökonomische „Trends“ in die Zukunft (Kahn/Wiener 1967)Dabei ist man sich zwar des hypothetischen Charakters der Zukunftsentwürfe bewusst, zugleich aber bemühen sich die Futurologen, über ihre quantitativen Methoden den wissenschaftlichen Charakter des eigenen Unternehmens auszuweisen, wie etwa die Kritik an Alvin Tofflers Future Shock (1970vorführt. In Gegenposition zu einer bloßen quantitativen Ausrichtung der Futurologie steht Bertrand de Jouvenel, der mit dem Begriff futurible sowohl die Gemachtheit der Zukunftsaussagen als auch die durch die Zukunftsszenarien legitimierte Einleitung von Interventionen in der Gegenwart hervorhebtDie „Kunst der Vorausschau“ ist für ihn ein intellektuelles Unternehmen, das sich mit möglichen Zukünften beschäftigt, die vom gegenwärtigen Zustand ausgehen und für uns vorstellbar und wahrscheinlich sindDer Grund für die Beschäftigung mit der Zukunft sei der Versuch, den Verlauf der Entwicklung so zu änderndass „das Wahrscheinliche sich dem Wünschenswerten annähert“ (Jouvenel 1967)Die Futurologie verhandelt somit die ganze Bandbreite von Techniken der Prognose. Darüber hinaus zeigt sich auch hierdass Zukunftswissen nicht einer Disziplin zuzuordnen istsondern verschiedene Wissensordnungen aufgreift. Eine solche Reflexion über die Ungewissheit und Unsicherheit von Zukunftswissen lassen die großen Technovisionen der 1980er und 90er Jahre vermissen. Hans Moravecs (1988) Phantasie einer neuen Generation von Roboterkindern, die spätestens mit Steven Spielbergs A.I. – Artificial Intelligence (2001Eingang in die Populärkultur erhielt, Ray Kurzweils Visionen vom medizinischen, aber auch militärischen Einsatz von Nanobots (mit etlichen literarischen und filmischen Vorläufern) oder der von John Brockman (2003) wirkmächtig ausgerufene Wissenschaftsoptimismus, dessen Träger die „neuen Humanisten“ seien, motivieren ihre Zukunftsvisionen weitgehend mit dem Mooreschen Gesetz, demzufolge sich alle 18 Monate die Zahl der Prozessoren, die auf einem Silikon-Chip untergebracht werden können, verdoppeltSeit seiner Formulierung in einem Aufsatz von 1965 hat dieses Gesetz unterschiedliche Kontextualisierungen gefunden, deren Fluchtpunkt in der Aussage besteht, dass der technische Fortschritt und die naturwissenschaftlichen Informationen exponentiell anwachsenIm Unterschied zum Modell des Mooreschen Gesetzes problematisieren Disziplinen wie die ÖkologieDemographie oder Finanzwirtschaft, in denen Zukunftswissen eine zunehmend wichtige Rolle spielt, wieder explizit den Konstruktionscharakter und somit die poietische Dimension ihrer EntwürfeDaher wird in diesen Bereichen mit der Aussageform der Prognose immer auch verhandeltwas überhaupt unter wissenschaftlich gültigem Wissen verstanden werden kann. Zudem verstehen sich diese Zukunftsdiskurse auch als Gegenentwurf zu den erwähnten Technovisionen mit ihrer Emphase des exponentiellen Anwachsensdass sie gerade die Grenzen des Wachstums betonen. Unter dem Schlagwort der Nachhaltigkeit ist diese Gedankenfigur heute zur regulativen Idee in fast allen Politikbereichen geworden. Für eine Wissensgeschichte der Prognostik ist dies eine entscheidende Entwicklungweil sich hier offenbar ein erneuter epistemischer Umbruch vollziehtvon der Offenheit und Andersartigkeit der Zukunft hin zu der eher „räumlichen Idee der Ausdehnung des Gegenwärtigen“ (Geulen 2010)im Interesse der ökonomisch-ökologischenaber auch kulturellen Besitzstandswahrung für „zukünftige Generationen“. Dieser aktuell greifbare Zusammenhang von Wissen und Politik ist entscheidend für die Untersuchungsanordnung des Projekts. Bis heute wegweisend für die Forschung sind die Arbeiten Reinhart Kosellecks (s.o.)von denen auch Lucian Hölschers Monographie Die Entdeckung der Zukunft (1999) zehrt. Obgleich Hölscher einen breiten Überblick über verschiedene Zukunftsvorstellungen liefert, geht es ihm vor allem um den Wandel des historischen Konzepts von Zukunft selbst vom 18. bis 20. Jahrhundert. In der Rekonstruktion dieser „historisch spezifischen Denkform“ (S. 10) stellt er vier Epochenabschnitte heraus: die „Entdeckung der Zukunft“ (1770-1830), die „Periode des Aufbruchs“ (1830-1890), die des „Höhepunkts“ (1890-1950) und die des „Niedergangs“ (seit 1950)Wie das Projekt jedoch aufzeigen wirdkann von einem Niedergang nach 1950 kaum die Rede sein, obgleich sich die jeweiligen Konzepte von Zukunft grundlegend ändern. Ebenfalls einen breiten Überblick, sogar beginnend mit dem antiken Judentum und dem frühen Christentum, bietet Gereon Uerz’ materialreiche Studie ÜberMorgen. Zukunftsvorstellungen als Elemente der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit (2006). Uerz erweitert die Überlegungen der Soziologen Peter Berger und Thomas Luckmann (1966) auf Zukunftsvorstellungen und entwickelt in seiner Arbeit die These, dass Zukunftsvorstellungen die „Wahrnehmung und Deutung von Gegenwart (und Vergangenheit) mitstrukturieren, Handlungsplanungen beeinflussen und Handlungsimpulse setzen sowie sinnstiftend- und gemeinschaftsbildend wirken“ und daher „nicht nur Produkte, sondern auch Faktoren im Prozess der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit“ sind (S14). Daher untersucht er vor allem „große Zukunftsvorstellungen“welche sich auf die Gesellschaft als Ganze beziehen, darunter den apokalyptischen „Denkstil“, das „konstruktiv-prozessuale Zukunftsdispositiv“ und die technowissenschaftlichen Zukunftsvisionenas Projekt kann an die genannten Arbeiten anknüpfenwird aber deutlich andere Akzente setzenSo geht es nicht um eine nochmalige chronologische Rekapitulation von Zukunftsentwürfen, sondern um eine Kulturgeschichte von Zukunftswissen, deren Ziel – wie eingangs formuliert – die systematische Verknüpfung von futurischer Epistemologie und futurischen Aussageweisen ist. Wenn etwa Uerz mit Luhmann über Berger/Luckmann hinausgeht, indem er Zukunftsvorstellungen als Modus gesellschaftlicher Selbstbeschreibung und Selbststeuerung versteht (S423), wären diese Überlegungen allererst mit Blick auf das Politische im Sinne eines „In-Form-Setzens des Sozialen“ (Lefort 1999) weiter zu entwickeln. Denn gerade hier zeigt sich eine weitere Grenze, die sich mit dem Blick auf Zukunftswissen eröffnetnämlich auf das Verhältnis von Wissen und Politik. Zukunftswissen erweist sich als zentraler Bestandteil des „Vorsorgestaates“ und damit von „Politiken der Sicherheit“ (Ewald 1966/1986, S33). Das Projekt wird sich daher nicht nur mit der Entstehung der Wahrscheinlichkeitstheorie im 17. Jahrhundert und dem daran anschließenden Bevölkerungsdiskurs (Aussagen über zukünftige Bevölkerungsgrößen gekoppelt mit Überlegungen zur Steuerung dieser Entwicklung) beschäftigensondern ebenso mit Konzepten von Gefahr, Risiko, Sicherheit und Prävention im 19. und 20. Jahrhundert (dazu z.B. Wambach 1983; Münkler/Bohlender/Meurer 2010)Für das Projekt besonders hervorzuheben ist der von Rainer EgloffGerd Folkers und Matthias Michel herausgegebene Band Archäologie der Zukunft (2007), mit dem das Colloquium Helveticum seinen Programmschwerpunkt (Lehrveranstaltungen, Vorträge, Diskussionen, Filmpodium u.a.) dokumentiertNach den Herausgebern werden Wissenschaft und Technik im gesellschaftlichen Bereich als besonders „zukunftsmächtige Domänen behandelt“ und bringen eine große Bandbreite an „Figurationen des Künftigen“ hervorvon denen manche in gesellschaftliche Bereiche diffundieren, einige aber auch aus anderen „Domänen“ stammtenDer Band bietet nicht nur anregende Aufsätzezum Beispiel zur Simulationzur Geschichte der Versicherung oder zu den Zukunftsarchitekturen Walt Disneyssondern setzt das Thema auch buchtechnisch um. Gerade dieser Band belegt die derzeitige Konjunktur des Themas ‚Zukunft’und zwar sowohl aus kultur- (z.B. Horn 2010; Pias 2011als auch aus sozialwissenschaftlicher Perspektive (z.BPopp/Schüll 2009; Hartmann/Vogel 2010)Dabei geht es nicht nur um die historische Rekonstruktion und Analyse sowie die theoretische Reflexion von Zukunftsvorstellungensondern vermehrt auch um die Forderung nach konkreten eigenen Zukunftsszenariendie der Gesellschaft Orientierung und Handlungsoptionen geben sollen. In einem Doppelheft des „Merkur“ erscheint so im Editorial die Forderung, Zukunft zu denken, „ohne den Endzeitpropheten oder Fortschrittsapologeten auf den Leim zu gehen“ (Merkur Doppelheft: „Zukunft denken – Nach den Utopien“, 55, 2001)Konsens in dieser sich derzeit formierenden Ausrichtung besteht darüber, dass politische Utopien nicht nur denkbare, sondern auch erreichbare Zustände entwerfen sollen (Seel 2001– wobei erzählerischen Strategien eine wichtige Rolle zukommtEtwa versammeln die Medienwissenschaftler Rudolf Maresch und Florian Rötzer in ihrem Buch Renaissance der Utopie „konkret lokalisierte, durchaus realistische“ Utopien, die Science und Fiction, Wissenschaft und Vorstellungskraft narrativ aufeinander beziehen“ (Maresch 2004, S. 19). Insbesondere mit Blick auf die Folgen des Klimawandels formiert sich derzeit eine vehemente Kritik an der „Zukunftsvergessenheit“ der Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften, welche zur „Entpolitisierung des öffentlichen Raumes“ beitrage (Welzer/Soeffner/Giesecke 2010, S14)Mit diesem Versäumnis überlassen die Sozial- und Kulturwissenschaften, wie die Herausgeber des Bandes KlimaKulturen weiter ausführen, nicht nur die Empirie, sondern auch die Vermittlung und Deutung des anthropogenen Klimawandels sowie seiner Konsequenzen ganz den NaturwissenschaftenAllerdings könnten diese die wesentlichen Fragen nach einer historisch fundierten Technikkritik, Umweltgeschichte, Genese von institutionellen Infrastrukturen oder soziale Dynamiken nicht stellen, da sie nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fielen (vgl. dazu auch Welzer 2009, Leggewie/Welzer 2009).|+  * MoravecHans: Mind childrenThe Future of Robot and Human IntelligenceCambridgeMass., 1988. 
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 +  * MünklerHerfried/BohlenderMatthias/MeurerSabine (Hg.): Sicherheit und RisikoÜber den Umgang mit Gefahr im 21JahrhundertBielefeld2010 
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 +  * PiasClaus (Hg.): Herman KahnSzenarien für den Kalten Krieg. Zürich2012. 
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 +  * PoppReinhold/SchüllElmar (Hg.): Zukunftsforschung und ZukunftsgestaltungBeiträge aus Wissenschaft und PraxisBerlin2009. 
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 +  * SeelMartin: „Drei Regeln für Utopisten“, in: MerkurDoppelheft: Zukunft denken – Nach den Utopien552001, S. 747-755. 
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 +  * Uerz, GereonÜberMorgen. Zukunftsvorstellungen als Elemente der gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit. München2006. 
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 +  * WambachManfred M. (Hg.): Der Mensch als RisikoFrankfurt am Main, 1983. 
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 +  * WelzerHarald: KlimakriegeWofür im 21Jahrhundert getötet wirdFrankfurt am Main2008. 
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 +  * WelzerHarald/SoeffnerHans-GeorgGieseckeDana (Hg.): KlimaKulturenSoziale Wirklichkeiten im KlimawandelFrankfurt am Main, 2010. 
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 +  * WillerStefan / BühlerBenjamin: Projektentwurf 'Prognostik und Literatur' (MS2011)[[http://www.zfl-berlin.org/prognostik-und-literatur.html|Projektseite]][[redaktion:prognose|Projektentwurf]]
  
 +  * Zukunft denken – Nach den Utopien. Merkur, Doppelheft, 55, 2001. 
  
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