Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


begriffe:empfindung

Dies ist eine alte Version des Dokuments!


Empfindung


ahd./ mlat. infindan/ sensatio (sensation) Synonyme Eindruck/ Sinneseindruck/ Sympathie
engl sensation/sentiment Gegenbegriffe
franz. sensation Unterbegriffe
Wortfeld

Disziplinäre Begriffe

  • Allgemein: Die bewusste Wahrnehmung mittels der Sinnesfunktionen./ Auch: Gefühlswahrnehmungen im Allgemeinen wie Unwohlsein, Zweifel, Aufregung, Anregung, usw./ Gefühl der Zuneigung zu einer oder mehrerern andern Personen, Lebewesen, Dingen.
  • Psychologie: Mentales Befinden oder körperliches Gefühl das aus einer Stimulation von Sinnesorgangen, oder einer inneren körperlichen Veränderung hervorgeht (Kälte, Schmerz).
  • Physiologie: Die Fähigkeit der Wahrnehmung von Reizen (Sinneseindrücken).

Material

A. Primärmaterial

1734Zedler, Johann Heinrich: (Art.) Empfindung, in: Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 8, S. 548.

B. Sekundärmaterial

Begriffsgeschichtliche Arbeiten

  • Piepmeier, R., Neumann, O.: (Art.) Empfindung, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg.v. J. Ritter. Bd. 2, Basel/Stuttgart, 1972, Sp. 456 - 474.
Inhalt: Zunächst wird das Problem der Empfindung philosophiegeschichtlich beginnend bei Descartes geschildert, der es für die neuzeitliche Philosophie maßgeblich neu stellt und entfaltet: Empfindungen haben bei ihm keine Existenz außerhalb unseres Bewußtseins, sie bilden aber ein Glied der Kette die zur Erkenntnis der res extensa führt, wodurch die vorphilosophische Wahrnehmung der Einheit von Geist und Körper im Menschen wieder in ihr Recht gesetzt wird. Im Anschluss an Descartes findet die Erörterung der Empfindung und ihr Verhältnis zur Erkenntnis bei Hobbes, Locke, Berkley und Hume statt (Begriff der Perzeption). Dezidiert gegen Descartes richtet sich Leibniz mit seinem System der prästabilisierten Harmonie. In Anschluss hieran bestimmt Chr. Wolff Empfindung als 'Thaten der Seele'. Chr. A. Crusius wendet sich gegen die Cartesianer und gegen die prästabilisierte Harmonie, indem er Empfindung als eine reale oder physische Verknüpfung zwischen Leib und Seele annimmt.
In Deutschland gewinnt der Begriff in der (ästhetischen) Geschmacksdiskussion bei J. U. König, J. J. Bodmer und J. Chr. Gottsched an Bedeutung, wobei der Begriff hier vieldeutig ist. Die Bedeutungen schwanken zwischen 'Gefühl' und 'Meinung'.
Im Pietismus (Zinzendorf) sowie in Philosophien und Theologien, die sich gegen die vernunftmäßige Erkentnis Gottes wenden, wird Empfindung (vereinzelt) verwand um die Andersartigekiet der unmittelbaren Gotteserkenntnis zu bezeichnen (oftmals die Verwendung des Begriffes 'Gefühl').
Bei J. N. Tetens die begriffliche Trennung von Empfindung und Gefühl, wobei Gefühl auf subjektive (innere) Affizierung, Empfindung auf objektive (äußere) zurückgeführt wird. Kant setzt in seinen Betrachtungen zur Empfindung Tetens voraus. Dominat von hier an die Differenzierung zwischen Vital-Empfindung und Organ-Empfindung. Fichte wendet sich in seiner Betrachtung der Empfindung gegen die kantische Position.
Nachfolgend die Erörterung des physiologischen Empfindungs-Begriffes, der sich seit der Renaissance entwickelt. Hier terminologisch die (parallele) Verwendung zweier Begriffe: 'Empfindung' und 'Wahrnehmung', welche bis ins 18. Jhd. dominiert, bevor durch die Formulierung von Wahrnehmungstheorien (u. Wahrnehmungspsychologieen) beide Begriffe geschieden werden (vorbereitet bei Malebranche u. Berkley, vollzogen von Th. Reid). Im Anschluss an Reid die Bestimmung der 'einfachen Empfindung' (Empfindung als nicht weiter zerlegbares seelisches Element) die für die Psychologie des 19. Jhd. bestimmend ist. Im Anschluss an die Entdeckung der Verschiedenheit der sensorischen von den motorischen Nerven, die Bestimmung der Empfindung als "bewußte Wahrnehmung einer Reizung, welche eine centripedal leitende Nervenfaser traf" (O. Domrich). Im 19. Jhd. ist das Problem der Zuordnung des psychologischen Aspekts der Empfindung zum physiologischen dominant.
Im 20. Jhd. die Ablehnung der Unterscheidung von Empfindung und Wahrnehmung. Der Begriff wird in der 'gegenwärtigen' Psychologie wenig verwendet. Jüngster Literaturhinweis 1965.
  • Toepfer, Georg: (Art.) Empfindung, in: Historisches Wörterbuch der Biologie. Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe, Stuttgart und Weimar 2009 ff. (im Druck)

Sonstige Literatur

  • (Art.) Emotion, in: Stanford Enzyclopedia of Phylosophie. (online)
  • Fuchs, Anne u. Sabine Strümper-Krobb (Hg.): Sentimente, Gefühle, Empfindungen: zur Geschichte und Literatur des Affektiven von 1770 bis heute. Tagung zum 60. Geburtstag von Hugh Ridley im Juli 2001. / Würzburg, 2003.

Kategorien:
begriffe/empfindung.1372839665.txt.gz · Zuletzt geändert: 2015/12/15 14:29 (Externe Bearbeitung)