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begriffe:assoziation

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Assoziation


lat./ Lw. franz. associare, association engl. association, associativity, compound, connotation
franz. association Gegenbegriffe Dissoziation
WortfeldVerbindung, Vereinigung, assoziabel, assoziativ, assoziieren, Assoziationskette, freies Assoziieren

Disziplinäre Begriffe

  • Allgemein: Gebraucht zur Bezeichnung von Vereinigungen und Vereinen (Gruppe).
  • Astronomie: Eine lose Gruppierung von Sternen mit gemeinsamen physikalischen Eigenschaften.
  • Politik: Vereinigung (Gesellschaftsvertrag: Rousseau); Wirtschaftspolitisch im Sinne von Kooperation; Auch im Sinne von: Arbeiterbewegung; Gruppierung; politische Partei.
  • Chemie: Vereinigung von Molekülen zu Molekülkomplexe.
  • Botanik/Geologie: Gemeinsames Vorkommen von Pflanzen und Gesteinsarten. Speziell in der Pflanzensoziologie: Die Grundeinheit des pflanzensoziologischen Klassifikationssystems.
  • Biochemie: Die Interaktion bzw. Wechselwirkung mindestens zweier Proteine (Protein-Protein-Interaktion).
  • Informatik: Fachterminus für ein Modellelement der Unified Modeling Language (UML), zur Beschreibung einer Beziehung zwischen mindestens zwei Typen.
  • Psychoanalyse: Freie Assoziation, eine bewusste oder unbewusste Verkettung von Gedanken (therapeutische Praxis).
  • Medizin: In der Neurologie bezogen auf Hirnströmungen.
  • Mathematik: Assoziativgesetz (Verknüpfungs-, oder Verbindungsgesetz, auch Klammergesetz).
  • Wirtschaftswissenschaften: Zusammenschluss verschiedener Händler, Kaufleute mit einer wirtschaftlichen Zielsetzung (Vgl. Kompanie).

Material

A. Primärmaterial

1704Leibniz, Gottfried Wilhelm: Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand, Ins Deutsche übersetzt, mit Einleitung, Lebensbeschreibung des Verfassers und erläuternden Anmerkungen versehen von C. Schaarschmidt. Zweite Auflage. Leipzig: Dürr, 1904; darin: 2. Buch, Kapitel XXXIII: Von der Assoziation der Vorstellungen
1732Zedler, Johann Heinrich: (Art.) Associare, in: Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 2, S. 978.
1766Lessing, Gotthold Ephraim, Laokoon, in: ders., Werke. Herausgegeben von Herbert G. Göpfert in Zusammenarbeit mit Karl Eibl, Helmut Göbel, Karl S. Guthke, Gerd Hillen, Albert von Schirmding und Jörg Schönert, Bd.1-8, München: Carl Hanser, 1970 ff., Bd. 6, S.157: ",Jene beide, sagt er, durch eine übermäßige Süßigkeit, und dieses durch eine allzugroße Weichheit der Körper, die den berührenden Fibern nicht genugsam widerstehen. Diese Gegenstände werden sodann auch dem Gesichte unerträglich, aber bloß durch die Assoziation der Begriffe, indem wir uns des Widerwillens erinnern, den sie dem Geschmacke, dem Geruche oder dem Gefühle verursachen. Denn eigentlich zu reden, gibt es keine Gegenstände des Ekels für das Gesicht.'"
1844Stirner, Der Einzige und sein Eigentum, Stuttgart 1981, 245-268
1848Marx / Engels, Kommunistisches Manifest: "freie Assoziation freier Individuen"
1849Virchow, Der Staat und die Ärzte, S. 222: "Der Gedanke unserer Zeit ist die Assoziation. Assoziation bedeutet für uns die freie Innung, welche ohne alle Exklusin in der selbständigen Entwicklung ihrer Glieder die Basis der Selbstregierung sucht, welche demnach die Einzelbestrebungen ohne Beschränkung der natürlichen Berechtigung derselben, 'masslos' zulässt, aber sie durch Gegenseitigkeit der Verpflichtungen in diejenige Form leitet, der der organischen Entwicklung Aller zuträglich ist." zit. nach Eva Johach, Krebszelle und Zellenstaat. Zur medizinischen und politischen Metaphorik in Rudolf Virchows Zellularpathologie, Freiburg u.a. 2008, S. 126 Johach macht darauf aufmerksam, daß nach Virchow gerade keine Auffassung des Staates als Organismus zu unterstellen sei.
1866Lange, Friedrich Albert: Geschichte des Materialismus, S. 312: "Sein [Hartleys] System versucht nur, gestützt auf die Lehre von der Assoziation der Vorstellungen, eine vollständige Theorie dieser entsprechenden Veränderungen zu geben. Die Lehre von der Ideenassoziation als Grundlage des geistigen Geschehens, ist in ihrem Keime schon bei Locke vorhanden. Es war ein Geistlicher, Reverend Gay, welcher Hartleys unmittelbarer Vorgänger wurde, indem er alle Seelenvorgänge aus dem Zusammenwirken von Assoziationen zu erklären versuchte, und diese Grundlage der Psychologie hat sich in England bis auf den heutigen Tag erhalten ohne daß jemand ernstlich daran zweifelte, daß den Assoziationen auch bestimmte Vorgänge im Gehirn zugrunde liegen, oder behutsamer ausgedrückt, daß sie von entsprechenden Funktionen des Gehirns begleitet werden."/S. 810: "Alles dies könnte auch Wirkung der »Assoziation« sein; allein die Assoziation selbst ist mit den Tatsachen der Physiologie kaum anders in Einklang zu bringen, als wenn man sie einerseits auf das Bestehen der mannigfaltigsten Leitungen, anderseits aber auf die partielle Identität der Erregungsgebiete zurückführt.[…]Nach der Assoziations-Theorie des vorigen Jahrhunderts hätten alle die einzelnen Fasern, die man sich als Träger solcher Vorstellungen dachte, in nächster Reihe nebeneinander liegen müssen, um die Vibration von der einen auf die andre übergehen zu lassen."/ S. 838: "Damit ist jede empirische Psychologie unmöglich gemacht, und von Gesetzen der Assoziation oder irgendwelchen andern durchgehenden Gesetzen kann im Grunde keine Rede sein. Die Assoziationspsychologie macht daher auch in ihren Bemühungen zur Herstellung eines gesetzmäßigen Vorstellungswechsels von vornherein eine Ausnahme."
1876Fechner, Gustav Theodor: Vorschule der Aesthetik. Leipzig; auch: 2 Bde. in 1 Band. 3. Aufl. Leipzig 1925. Repr. Hildesheim 1978.
1883Dilthey, Wilhelm, Einleitung in die Geisteswissenschaften, in: ders.: Gesammelte Schriften. Herausgegeben von Bernhard Groethuysen u. a., Leipzig u. a., 1914 ff., Bd. 1, S. 66: "So ist Assoziation eines der mächtigsten Hilfsmittel des geschichtlichen Fortschritts. Indem sie die Gegenwärtigen mit denen vor ihnen und nach ihnen verknüpft, entstehen willensmächtige Einheiten, deren Spiel und Widerspiel das große Welttheater der Geschichte erfüllt. Keine Phantasie kann die Fruchtbarkeit dieses Prinzips in der künftigen Gestaltung der Gesellschaft ausdenken. Vermochte doch die Menschenbeobachtung eines Kant das Traumbild vor seiner Seele nicht zu verscheuchen, welches zu dem Gefühl von Verwandtschaft, das die Menschheit einschließt, zu der Koordination unserer Tätigkeiten und unserer Zwecke, zu der örtlichen Vereinigung auf dieser Erde, als unserem gemeinsamen Wohnhause, auch die äußere Verbindung hinzudachte: eine das ganze Menschengeschlecht umspannende Assoziation."
1899Külpe, Oswald: Über den associativen Faktor des ästhetischen Eindrucks. In. Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, 23(1899), S. 145-183.
1899Haeckel, Ernst: Die Welträtsel, in: ders., Gesammelte Werke, Bd. 3, S. 130: "Die Verkettung der Vorstellungen, welche man gewöhnlich als Assoziation der Ideen (oder kürzer Assozion) bezeichnet, durchläuft ebenfalls eine lange Skala von den niedersten bis zu den höchsten Stufen. Auch sie ist wieder ursprünglich und ganz überwiegend unbewußt (»Instinkt«); nur bei den höheren Tierklassen wird sie allmählich bewußt (»Vernunft«). Die psychischen Erzeugnisse dieser »Ideenassozion« sind äußerst mannigfaltig; trotzdem aber führt eine sehr lange, ununterbrochene Stufenleiter allmählicher Entwicklung von den einfachsten unbewußten Assozionen der niedersten Protisten bis zu den vollkommensten bewußten Ideenverkettungen des Kulturmenschen hinauf. Auch die Einheit des Bewußtseins bei letzteren wird als das höchste Ergebnis derselben erklärt (Hume, Condillac). Alles höhere Seelenleben wird um so vollkommener, je mehr sich die normale Assozion unendlich zahlreicher Vorstellungen ausdehnt, und je naturgemäßer dieselben durch die »Kritik der reinen Vernunft« geordnet werden. Im Traume, wo diese Kritik: fehlt, erfolgt oft die Assozion der reproduzierten Vorstellungen in der konfusesten Form."

B. Sekundärmaterial

Begriffsgeschichtliche Arbeiten

  • (Art.) Assoziation, in: Rudolf Eisler, Wörterbuch der Philosophischen Begriffe. Historisch-quellenmäßig bearbeitet, 4. völlig neubearbeitete Auflage, Bd. 1, Berlin 1927, S. 102-110.Volltext
  • Haug, Wolfgang Fritz: (Art.) Assoziation, in: Historisches Wörterbuch des Marxismus. Hg. von Wolfgang Fritz Haug. Bd. I, Hamburg/Berlin, 1994, Sp. 639-684.
  • Stäcker, K.H.: (Art.) Assoziationstheorie, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg.v. J. Ritter. Bd. 1, Basel/Stuttgart, 1971, Sp. 553-554.
Inhalt: Philosophiegeschichtlich lassen sich die Regeln der Assoziation bis in die Antike zurückverfolgen, die eigentliche begriffliche Fassung der (zufälligen bzw. gewöhnlichen) Ideen-Assoziation beginnt jedoch erst mit J. Locke. Weiterentwickelt wird das Konzept durch D. Hume, der Faktoren benennt, welche die Ideen-Assoziation bedingen (Ähnlichkeit, Kontiguität, Ursache-Wirkung). Von A. Gerard werden Humes Ansichten angewandt um die verschiedenen Arten des Genies zu erklären. In der Nachfolge bildet D. Hartley die Assoziationstheorie auf physiologischer Grundlage aus. In England wirkt sich die so physiologisch begründete Assoziationstheorie auf die zeitgenössische Biologie aus (E. Darwin leitet aus ihr die Erklärung der Instinkte ab). Auch in Frankreich bildet sich bei Ch. Bonnet eine Assoziationslehre, die auf physiologischer Grundlage basiert. Von hier wirkt die Lehre befruchtend auf die deutsche Aufklärungsphilosophie, besonders auf M. Heissmann, J. N. Tetens u. Kant. Wesentlich ist hier die Frage nach der Verbindung von Assoziation und Einbildungskraft.
Der englische Empirismus des 19. Jhds. versucht Sinneswahrnehmungen und Gefühle auf Assoziation zurückzuführen und macht diese so zum grundlegenden Erklärungsprinzip der Psychologie (J. Mill; W. Hamilton; H. Spencer). Gegner dieser Position sind in England F. H. Bradley und Vertreter der analytischen Psychologie (J. Ward; G. F. Stout), in Deutschland Ed. v. Hartmann und Dilthey (Gestaltpsychologie).
Bei Rousseau findet sich ein soziologisch-politischer Assoziationsbegriff (freiwilliger Zusammenschluss; freiwillige Vergesellschaftung).
Abschließend Erörtert der Artikel den Assoziationsbegriff in der Psychologie und Psychoanalyse.
  • Spanier, W., Stäcker, K. H.: (Art.) Assoziation, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg.v. J. Ritter. Bd. 1, Basel/Stuttgart, 1971, Sp. 548 - 553.
I. Ideenassoziation von Locke über Kant bis zur englischen empirischen Psychologie des 19. Jahrhunderts (Spencer, Mill). Soziologischer Begriff seit Rousseau, Frühsozialisten.
II. Psychologie bis (sehr kurz) Freuds freier Assoziation

Sonstige Literatur

  • (Art.) Assoziation. In: Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz; fortgeführt von Otto Basler. Bd. 2: Antinomie - Azur. Berlin, 1996.
  • Frenzel, Bernhard: Der Associationsbegriff bei Leibniz. Leipzig, 1898.
  • Holenstein, Elmar: Phänomenologie der Assoziation. Zur Struktur und Funktion eines Grundprinzips der passiven Genesis bei E. Husserl. Den Haag, 1972.
  • Levi-Bruhl, Henri: Association. Revue de Synthèse 11, 1936, S. 218-220.
  • Lobsien, Eckhard: Kunst der Assoziation. Phänomenologie eines ästhetischen Grundbegriffs vor und nach der Romantik. München, 1999.
  • Markus, David: Die Associationstheorien im 18. Jahrhundert. Halle, 1901. (Abhandlungen zur Philosophie und ihrer Geschichte 15)
  • Reicheneder, Johann Georg: Zur Entwicklung des Begriffs der „Assoziation“ bei Freud bis in das Jahr 1895. Jahrbuch der Psychoanalyse. Beiträge zur Theorie Praxis und Geschichte 23, 1988, S. 181-209.
  • Zaumseil, Eberhard: Zur Geschichte und Systematik eines rein psychologischen Begriffes der Assoziation. Archiv für die Geschichte der Psychologie, 105, 1939, S. 101-161.

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