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begriffe:anpassung

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Anpassung

lat. adaptare engl. adaption
franz. adaption Gegenbegriffe
Wortfeld Adaptation, Adjustment, Akkomodation, Adabtabilität, adaptabel, Adaptierung, Adapter, Umstimmung, Gewöhnung, Abstumpfung, Akkulturation

Disziplinäre Begriffe

Allgemein

  • Die Fähigkeit von Lebewesen oder Gesellschaften, je nach Umständen alternativ zu reagieren (Anpassungsfähigkeit, Integration).
  • Scheinbare Anpassung zum Zweck der Täuschung (Mimikry, Kollusion (Psychologie), Manipulation.

Biologie

  • Reaktion von Zellen oder Gewebe auf veränderte Umweltbedingungen oder Schädigungen, metabolische Adaptation.
  • Generationenübergreifende Anpassung von Lebewesen an eine veränderte Umwelt.
  • Anpassung der Sinnessysteme an die jeweiligen Reizgrößen.
  • Anpassung des Auges an die Lichtintensität.
  • Anpassung des Gehörs (Hörempfindlichkeit) in Abhängigkeit von der Darbietungsdauer eines Schallsignals.

Technik

  • Fähigkeit von mechanischen oder elektrischen Systemen, intelligent zu reagieren, Adaptronik.
  • Eine selbststätige Anpassung in der Regelungstechnik, Adaptive Regelung.
  • Elektrischer Abgleich an Regelgrößen.
  • Flexible Reaktion astronomischer Teleskope an die Luftunruhe, Adaptive Optik.

Mathematik und Informatik

  • Eine Maßeigenschaft stochastischer Prozesse, Filtrierung.
  • Lokale numerische Anpassungen unterliegender Gitter in Lösungsmethoden partieller Differentialgleichungen, siehe Gitterbasierte Lösung .
  • Anpassung von Informationen bzw. von Informations-Systemen an Nutzerbedürfnisse.

Medizin

  • Die Anpassung des Auges an verschiedene Lichtverhältnisse (Adaptation).

Kunst

  • Umarbeitung eines musikalischen oder literarischen Werks (Transformation)/ Pejorativ: Kopie, Plagiat.
  • Konventionelle Form bzw. Schicklichkeit eines Begriffes für eine Idee (Rhetorik).

Material

Primärmaterial

Akkomodationstheorie, derzufolge bibelexegetisch ein kanonischer Text relativiert wird, wenn er - zum Beispiel in der Missionarstätigkeit - in einem anderen Kontext und für einen anderen Adressaten gebraucht wird. Barck sieht hier eine Quelle für die Applikation der Hermeneutik
bis 19. Jh. syn m. Accomodation, Umstimmung, Gewöhnung, Abstumpfung. s. inneres milieu, Reiz

Sekundärliteratur

Begriffsgeschichtliche Arbeiten

  • Herbert, Heidrun: Anpassung. Versuch einer begriffsgeschichtlichen Analyse. Diss. Hamburg, 1976.
  • Merz, F., Claessens, D.: (Art.) Anpassung, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg.v. J. Ritter. Bd. 1, Basel/Stuttgart, 1971, Sp. 236 - 340. (zwei völlig verschiedene Art.; zu Geschichte von Reiz gehörend; bis Piaget. s. auch Ritter, Art. Akkomodation (v.a. theologisch))
Inhalt: Eingangs der Hinweis auf die Verwendung von Anpassung in Biologie und Psychoanalyse in verschiedenen Bedeutungsvarianten, zur Kennzeichnung der Relation eines Systemes zu einem andern (meist eines Organismus zu seiner Umwelt). Folgend die Erörterung der 'phylogenetischen Anpassung' (Lamarck), die später durch Darwins Evolutionstheorie modifiziert wurde. In der Sozialpsychologie der Begriff der 'ontogenetischen Anpassung', der sich auf den Sozialisierungsprozess von Individuen bezieht. In der Physiologie der Begriff der 'aktuellen Anpassung' (Adaptation). In der Sozialanthropologie werden oft synonym zum Begrif der Anpassung die Termini 'Adaptation', 'Adjustment' und 'Akkomodation' gebraucht, die sich im Sinngehalt aber nicht mit Anpassung decken. Abschließend die Probleamtisierung von aktiver und passiver Anpassung (z.B. an Lebens- und Umweltbedingungen). Fazit: Wachsender Bedeutungsverlust des Begriffes der Anpassung aufgrund von Doppeldeutigkeit und Belastung mit Missverständnissen, sowie das Plädoyer den Begriff zu ersetzen. Jüngster Literatureintrag 1967.
  • Toepfer, Georg: (Art.) Anpassung, in: Historisches Wörterbuch der Biologie. Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe, Stuttgart und Weimar 2009 ff. (im Druck)
  • (Art.) Adaption. In: Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz; fortgeführt von Otto Basler. Bd. 1: A-Präfix - Antike. Berlin, 1995.

Sonstige Literatur

  • Art. in: Historisches Wörterbuch der Biologie.
  • Art. Anpassung, in: Eisler.
Anpassung (Adaption, Adaptation): 1) Organische, biotische = die Gestaltung der Organe und Funktionen eines Lebewesens entsprechend den Lebensbedingungen, dem biologischen Milieu. Die Anpassung ist das Resultat des Zusammenwirkens von Organismus (und dessen Trieben und Willensacten) + Milieu. Überwiegen die Einflüsse des letzteren, spricht man von passiver, kommt mehr das eigene Sich-anpassen des Organismus in Frage, von aktiver Anpassung. Die Anpassung ist eine direkte, wenn unmittelbar, eine indirekte, wenn durch Selektion (s. d.) erfolgend. Die Anpassung ist ein Faktor der Entwicklung (s. d.) der Organismen. - Schon ANAXIMANDER soll die Idee der Anpassung ausgesprochen haben (Plut., Plac. V 19, 1). CH. DARWIN hat die (auch von LAMARCK gelehrte) Anpassungs-Theorie neu begründet, insbesondere sie auf Selektion zurückgeführt (Entsteh. d. Arten). Während der extreme Darwinismus die Anpassung ausschließlich als selektorische, indirekte auffaßt (z.B. WEISMANN), betonen andere Naturforscher und Philosophen (z.B. WUNDT, E. VON HARTMANN, BALDWIN, JAMES, STOUT, FOUILLÉE u. a.) die Notwendigkeit direkter und aktiver Anpassungen. So auch REINKE. Nach ihm ist Anpassung »die vorteilhaft wirkende Reaktion des Organismus gegenüber der Außenwelt sowohl in seiner Gestaltung wie auch in seinen Verrichtungen« (Welt a. Tat S. 245). Aktive Anpassung ist »die Fähigkeit, sich den Bedingungen der Außenwelt entsprechend zu verändern«, »die Fähigkeit, auf die Umgebung zweckmäßig zu reagieren« (Einl. in d. th. Biol. S. 105 ff.). Die Anpassung ist letzten Endes eine Reizwirkung. (Es gilt der PFLÜGERsche Satz: »Die Ursache jedes Bedürfnisses eines lebendigen Wesens ist zugleich die Ursache der Befriedigung des Bedürfnisses«, D. teleol. Mech. d. leb. Nat. 1877, S. 37; ähnlich schon LAMARCK und LOTZE). »Die Veränderung der Lebensbedingungen wirkt als Reiz, löst eine Reaktion aus, die für den Organismus nützlich ist« (l.c. S. 122; vgl. A. WAGNER, Grundprobl. d. Naturwiss. 1897, S. 230). Unter »funktioneller Anpassung« versteht W. ROUX die Fähigkeit der Organe, durch verstärkte Übung in höherem Maße ihren Funktionen sich anzupassen (Beitr. zur Morph. d. funct. Anpass., Arch. f. Anat. u. Phys. 1883); er lehrt eine Anpassung der Organe aneinander (D. Kampf d. Teile im Organ. 1881). Nach SIMMEL, muß das Anpassungsprinzip nicht zur Erhöhung und Erhaltung einer bestimmten Art führen, sondern zur Steigerung der Gesamtlebenssumme auf einem gegebenen Raume (Einl. in d. Mor. I, 185). 2) Psychologische Anpassung: a. der Sinnesfunctionen an die Reize (SPENCER, JODL, WUNDT, RIEHL u. a.); b. der Aufmerksamkeit an den sie auslösenden Reiz. Sie bekundet sich in Spannungsempfindungen (WUNDT, Grdz. d. ph. Psych. II4, 269 ff.; Phil. Stud. II, 34). EBBINGHAUS versteht unter Adaptation die »Abstumpfung der Empfindungen bei continuierlicher Fortdauer der objectiven Reize« (Gr. d. Psychol. S. 520). 3) Logische Anpassung der Gedanken an die Tatsachen, besonders von MACH betont (Populärwiss. Vorles. S. 231 ff.). Vgl. Evolution, Ökonomie. Nachtrag: Anpassung: vgl. E. MACH, Üb. Umbild. u. Anpass. im naturwiss. Denken, 1883. - Nach BALDWIN ist die Akkommodation »das Prinzip, nach dem ein Organismus sich an mehr komplizierte Zustände der Reizung durch Leistung von mehr komplizierten Funktionen adaptiert« (Entwickl. d. Geist. S. 447).
  • Alexander, J.: Die Zeit und der metapsychologische Begriff der Anpassung. In: Psyche 21/9 (1967) S. 693-698.
  • Brandon, Robert N.: Adaptation and evolutionary theory. Studies In History and Philosophy of Science Part A 9/3, 1978, S. 181-206.
  • Canguilhem, Georges:
  • Griffiths, Paul E.: The Historical Turn in the Study of Adaptation. The British Journal for the Philosophy of Science 47/4, 1996, S. 511-532.
Abstract: A number of philosophers and ‘evolutionary psychologists’ have argued that attacks on adaptationism in contemporary biology are misguided. These thinkers identify anti-adaptationism with advocacy of non-adaptive modes of explanation. They overlook the influence of anti-adaptationism in the development of more rigorous forms of adaptive explanation. Many biologists who reject adaptationism do not reject Darwinism. Instead, they have pioneered the contemporary historical turn in the study of adaptation. One real issue which remains unresolved amongst these methodological advances is the nature of ‘phylogenetic inertia’. To what extent is an adaptive explanation needed for the persistence of a trait as well as its origin?
  • Joung, Robert M.: Mind, Brain and Adaptation in the Nineteenth Century: Cerebral Localisation and ist Biological Context from Gall to Ferrier. Oxford, 1991 (Reprint).
    • Rezension: Edwin Clarke, Archives Internationales d’Histoire des Sciences . 44, 1994, S. 255-257.
  • Münsterberg, Hugo: Die Lehre von der natürlichen Anpassung in ihrer Entwicklung, Anwendung und Bedeutung. Leipzig, 1885.
  • Platt, Thomas W.: Adaptation as normative concept. Ethics. An International Journal of Social, Political, and Legal Philosophy 80, 1969/70, S. 230-235.
  • Stegmann, Ulrich: Die Adaptationsdebatte, in: Krohs/Toepfer, Philosophie der Biologie.

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